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Geschichte der VHS

Festschrift von 1989

Anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Volkshochschule Papenburg erschien 1989 eine Festschrift, in der die Entwicklung der vhsdokumentiert wurde und der die folgenden Anmerkungen mit entsprechenden Ergänzungen entnommen sind.

Versuche zur Gründung einer vhs in Papenburg hatte es bereits 1947/48 gegeben. Im September 1947 erhielten einige als Kursleiter vorgesehene Personen endlich den Entnazifizierungsschein, ohne den eine Beschäftigung an der vhs, die die britische Besatzungsmacht als Institution der "reeducation" verstand, nicht möglich war.


1. vhs Veranstaltung am 11.10.1949

Als erste vhs Veranstaltung im eigentlichen Sinne kann ein Vortrag von Prof. Streller zum Thema "Sinn und Zweck der Volkshochschule" gelten, der am 11. Oktober 1949 stattfand. Im ersten Semester nahmen 71 Hörer an den Veranstaltungen teil; die Hörergebühr betrug 5,50 DM pro Kurs, die in zwei Raten entrichtet werden konnte.

Eine Zeit lang gab es eine enge Zusammenarbeit der vhs mit der gewerkschaftlichen Erwachsenenbildungseinrichtung "Arbeit und Leben". 1954 wurde erstmals ein "Kuratorium Volkshochschule" gebildet, das sich aus Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zusammensetzte und nach heutigem Verständnis dem vhs-Beirat entsprach. Im gleichen Jahr kam es auch zu einer engen Zusammenarbeit zwischen der vhs und dem Stenografenverein Papenburg, die 48 Jahre Bestand haben sollte.


Flüchtlingsarbeit

Im gleichen Jahr wurde die vhs durch den Landesverband der Volkshochschulen Niedersachsens gebeten, Bildungsarbeit für Sowjetzonenflüchtlinge im Durchgangslager Esterwegen zu veranstalten. Das Lager wurde vom Land Nordrhein-Westfalen betrieben und beherbergte zwischen 500 und 1.000 Flüchtlinge. Die Aktivitäten der vhs im Rahmen dieser Arbeit waren äußerst vielfältig: Es wurden mit der Landesbühne Wilhelmshaven Theaterabende durchgeführt, das "Papenburger Streichquartett", der Männergesangverein "Eintracht" und das Blasorchester der Realschule Aschendorf gaben Konzerte, Filmabende wurden veranstaltet und eine Vielzahl von Kursen durchgeführt. Die Arbeit mit den Flüchtlingen wurde bis zum Ende der 50er Jahre fortgesetzt.

In dieser Zeit kam es auch zu einer fruchtbaren und über viele Jahre andauernden Zusammenarbeit mit dem Vortragsdienst der Kulturabteilung des US-Generalkonsulats in Bremen. Im Juli 1954 erhielt die vhs ein Angebot des Amerikahauses in Hamburg, Vorträge und Filmvorführungen durchzuführen.


1. Arbeitsplan

Ebenfalls 1954 erschien erstmals ein vhs-Arbeitsplan in gedruckter Form, in dem sämtliche Veranstaltungen aufgeführt waren. In diesem ersten, als Heft herausgegebenen Arbeitsplan wird der Oberkreisdirektor Dr. Ernst Fischer als Leiter der Volkshochschule ausgewiesen. Dem Kuratorium - heute Beirat - gehörten der Oberkreisdirektor an, die Direktoren der Berufsschule und des Gymnasiums, der Schulrat, die Pfarrer der Gemeinden St. Antonius und St. Michael sowie der evangelischen Gemeinde, der Bürgermeister, der Stadtdirektor, der Kreishandwerksmeister sowie ein Arzt, eine Stadträtin, ein Lehrer und eine Bürgerin. Von nun an veröffentlichte die EMS-Zeitung in der Wochenendausgabe einen "Fahrplan der vhs" für die kommende Woche.

War die vhs zunächst ehrenamtlich betreut und geführt, so begann 1955 eine professionellere, wenn auch noch nicht hauptberufliche Arbeit, die vorerst ihren Niederschlag in der Gründung eines Vereins "Volkshochschule für den Kreis Aschendorf-Hümmling und die Stadt Papenburg" fand. Der Mitgliedsbeitrag betrug 3,00 DM pro Jahr.


Konflikt mit "Arbeit und Leben"

Mitglied des Vereins war ebenfalls die gewerkschaftliche Erwachsenenbildungseinrichtung "Arbeit und Leben". Diese versäumte es 1955, die Mitgliedsbeiträge zu entrichten, was zu einem mehrjährigen Streit und schließlich 1960 zur Trennung der beiden Einrichtungen führte. Mit gegenseitigen und zum Teil ideologisch gefärbten Schuldzuweisungen versuchten beide Seiten den Streit dahingehend zu nutzen, die jeweils andere Einrichtung zu übernehmen. Die vhs warf dem DGB vor, "die vhs an sich gerissen zu haben", am 19. September 1955 vermutete die EMS-Zeitung, dass die Gewerkschaft "ausgebootet" und "in Papenburg die erste katholische Volkshochschule der Bundesrepublik" entstehen solle.


vhs sollte aufgelöst werden

Schwere Stunden hatte die vhs im April 1961 zu überstehen. Auf einer Vorstandssitzung brachte Rektor Hoffknecht, der noch 1959 anlässlich des 10jährigen Jubiläums die Notwendigkeit einer Volkshochschule in Papenburg bejaht hatte, den Antrag ein, die vhs aufzulösen. Hoffknecht vertrat die Ansicht, dass "für eine neutrale Bildungsmöglichkeit wenigstens in unserem Raum kaum noch Nachfrage besteht, da das Bildungswesen sich mehr auf konfessioneller Linie vollzieht". Dieser Ansicht wollte sich der Vorstand der vhs aber nicht anschließen. Eine Stadt wie Papenburg dürfe die vhs auf keinen Fall fallen lassen, ließ er verlauten. In ihrem Artikel "Todesstoß für vhs abgewehrt" brachte die EZ am 30.04.1961 ihre Erleichterung über den Erhalt der vhs zum Ausdruck und wies auf die Zahl von etwa 1.000 Teilnehmern an Kursen und Lehrgängen hin.

 


1. Erwachsenenbildungsgesetz

Mit der Verabschiedung des Niedersächsischen Erwachsenenbildungsgesetzes im Januar 1970 wurde die Voraussetzung für die Einstellung hauptberuflichen Personals geschaffen und damit begann der Einstieg in eine professionelle Erwachsenenbildungsarbeit. Erstmals wurden Abschlusskurse für eine Abendhauptschule und eine Abendrealschule eingerichtet und mit den Gemeinden des Landkreises Aschendorf-Hümmling wurden erste Gespräche über die Ausdehnung der vhs-Arbeit über die Stadtgrenzen hinaus geführt.

Bestrebungen, die vhs enger an den Landkreis anzubinden, wurden im Stadtrat zwar diskutiert, schließlich entschied man sich aber eindeutig für eine rein städtische vhs. Nach einigem politischen und ideologischen Hin und Her zwischen der Stadt, dem Landkreis und der Katholischen Erwachsenenbildung beschloss der Stadtrat am 20.12.1973 die Übernahme der vhs in städtische Trägerschaft.


Dr. Lapp gründet Außenstellen

Mit Dr. Joachim Lapp trat am 01.03.1974 der erste hauptberufliche Leiter der Volkshochschule seine Stelle an. Konsequent wurde die Arbeit der vhs auf das gesamte Kreisgebiet ausgedehnt. Die Gründung von Außenstellen in Dörpen, Esterwegen, Lathen, Rhede und Sögel sowie die Kooperation mit dem Volksbildungswerk Werlte, das später zur Außenstelle wurde, fand nicht den Beifall des Landkreises Aschendorf-Hümmling.


Dr. Krieger neuer vhs-Direktor

Das Ausscheiden von Dr. Lapp zum Ende des Jahres 1976 und die Neubesetzung der vhs mit Dr. Rainer Krieger zum 01.08.1977 vollzog sich fast zeitgleich mit der Kreisreform.


vhs-Filmclub

1978 wurde der Filmclub - heute vhs-Filmrolle genannt - gegründet und die frühere Tradition der Universitätstage in Kooperation mit der Universität Münster wieder aufgenommen.

Mit der Einstellung weiterer hauptberuflicher pädagogischer Mitarbeiter sowie eines Verwaltungsteams wuchs das Programmangebot sprunghaft und die Akzeptanz der Veranstaltungen nahm zu.


Kulturelle und berufliche Bildung

Ab 1980 wendet sich die vhs verstärkt neuen Tätigkeitsfeldern zu: Kunstausstellungen und Maßnahmen zur beruflichen Fortbildung im Auftrage des Arbeitsamtes. Von 1980 bis 1999 konnten ca. 100 Ausstellungen organisiert werden, die nicht unerheblich mit Landesgeldern unterstützt wurden.


Umzug in die "Villa"

Mit dem Umzug der vhs-Geschäftsstelle im Dezember 1984 vom Rathaus in die Villa Dieckhaus wurde die entscheidende Voraussetzung für die Weiterentwicklung der vhs als größte Erwachsenenbildungseinrichtung der Region geschaffen.


Übungsfirmen

In der beruflichen Bildung wurden die kaufmännischen Übungsfirmen (Sögel ab 1984, Papenburg ab 1987 und 1997 und das vhs-Übungsrestaurant ab 1986) gegründet. Seit Mitte der 1980er Jahre führt die vhs in zahlreichen größeren und kleineren Unternehmen der Region Fortbildungen für die dort Beschäftigten durch. Dabei reicht ihr Angebotsspektrum von Deutsch- und Fremdsprachenunterricht über EDV-Schulungen und betriebswirtschaftliche Themen bis hin zu Kommunikations- und Rhetorik-Trainings, gastronomischen Schulungen sowie innerbetrieblicher Gesundheitsförderung - das alles sowohl als Gruppenunterricht wie auch als individuelle Einzelschulungen.


vhs als Mittelbeschafferin

Durch die Arbeit der vhs konnten bis 2013 zweistellige Millionenbeträge an Fremdmitteln (EU, Bund, Land, Kreis, Sozialversicherungsträger) nach Papenburg geholt werden, Geld, das größtenteils in private Haushalte bzw. die Wirtschaft der Stadt Papenburg geflossen ist.


Neue Geschäftsform

Die Finanzierung der vhs durch Landeszuschüsse ist seit Jahren rückläufig, in zunehmendem Maße sogar dramatisch rückläufig. Das am 01.01.2000 in Kraft getretene neue Erwachsenenbildungsgesetz schreibt eine Entwicklung fest, nach der sich das Land zu Lasten der Kommunen und Landkreise zunehmend aus der Verantwortung für die Erwachsenenbildung zurückzieht. Dies blieb nicht ohne Folgen für die Volkshochschulen. Auch die vhs Papenburg reagierte und wurde zum 01. April 2004 in eine gemeinnützige GmbH mit der Stadt Papenburg als alleiniger Gesellschafterin umgewandelt.


DIN EN ISO 9001

Im Frühjahr 1996 ließ sich die vhs erstmalig nach der Norm DIN EN ISO 9001 zertifizieren und konnte sich so ihre hohen Qualitätsstandards von unabhängiger Stelle bestätigen lassen. 

Seit Herbst 2005 ist die vhs Papenburg auch trägerzertifiziert nach AZAV bzw. AZWV.

Diese Zertifizierungen werden jährlich überprüft oder werden neu beantragt, wenn weitere Anforderungen der öffentlichen Zuwendungsgeber erhoben werden.


vhs-Probleme

Im Jahr des 50-jährigen Jubiläums beschäftigte die vhs Papenburg 27 Personen hauptberuflich und arbeitete mit ca. 260 freiberuflichen Kursleiterinnen und Kursleitern zusammen.

Im Jahr ihres 60-jährigen Bestehens stand die vhs erneut vor der Auflösung, nachdem im Bereich der berufsbezogenen Projekte erhebliche finanzielle Probleme verursacht worden waren.


Leitungswechsel

Im Sommer 2008 wurde Dr. Rainer Krieger mit Erreichen der Altersgrenze nach 31 Jahren an der Spitze der vhs aus dem aktiven Dienst verabschiedet. Seine Nachfolgerin wurde bis zum 5. Juli 2009 Christiane Thoben-Block.

Interimsgeschäftsführer wurde zum 06.07.2009 Karl-Heinz Menke, dessen Vertrag mehrfach jährlich verlängert wurde, zuletzt bis zum 31.12.2014. Er erreichte es, dass der Rat auf seine Planung und Empfehlung hin die Sanierung der Villa Dieckhaus und des Kutscherhauses, ergänzt um den Neubau eines Seminargebäudes sowie die Erweiterung des Hauses Veen für die Stadtbibliothek KÖB und die RPA beschloss. Der als „Bildungs- und Kulturzentrum Villa Dieckhaus“ benannte Gebäudekomplex ermöglichte die Zusammenlegung aller Nebenstandorte der vhs und eine enge Kooperation aller vorgenannten Institutionen zum Vorteil für deren Kunden.

Karl-Heinz Menke beendete seine Tätigkeit zum 31.10.2014. Zu seiner Nachfolgerin wurde mit Wirkung zum 1. Juli 2014 Natascha Hartleif bestellt.